retraced GmbH

retraced GmbH

Woher kommt das neu gekaufte Kleidungsstück eigentlich genau? Und selbst wenn das Modelabel am Ende in Deutschland faire Produktionsbedingungen verspricht – kann das wirklich jeder Bestandteil des fertigen Produkts einhalten? Bei den Verbrauchern steigt das Bewusstsein für nachhaltige Mode und faire Produktionsbedingungen. Auch der Staat setzt mit dem neuen Lieferkettengesetz mittlerweile klare Regeln. Das junge Start-Up retraced GmbH möchte für mehr Transparenz der Lieferketten in der Modeindustrie sorgen und setzt dafür auf die moderne Blockchain-Technologie.

Die von retraced angebotene Software erlaubt es den Verbrauchern, mittels QR-Code oder NFC-Tag an den Modeartikeln, über eine App die gesamte „Geschichte“ des Produkts anzuschauen. Von der Herkunft der verwendeten Materialen über die Lieferwege und Produktionsorte bis hin zur Identität des jeweiligen Produzenten, d.h. zum Beispiel der Näherin der neuen Jacke. Zu allen Zulieferern und Produktionsschritten können Informationen über die Arbeitsbedingungen, den Wasserverbrauch und den Einsatz von z.B. Insektiziden und Pestiziden hinterlegt werden. Auch Zertifikate wie z.B. Better Cotton Initiative (BCI), Fair Trade, Global Organic Textile Standard (GOTS) und Fair Wear Foundation (FWF) können auf der Plattform gespeichert und dem App-Nutzer damit zugänglich gemacht werden.

retraced-Plattform für Lieferkettentransparenz und effizientes Nachhaltigkeitsmanagent

Zum Einsatz kommt die Blockchain-Technologie, die viele vermutlich zunächst mit Kryptowährungen wie z.B. Bitcoin verbinden. Die Daten, die Modelabel, Zulieferer und Produzenten in die Software von retraced eintragen, werden in einer Oracle Autonomous Database gespeichert. So ist sichergestellt, dass die erhobenen Daten nur dann hochgeladen und in der Blockchain-Datenbank gespeichert werden, wenn andere Teilnehmer der Wertschöpfungskette zustimmen. Ebenso sind alle auf der Blockchain gespeicherten Daten manipulationssicher, d.h. sie sind nicht mehr veränderbar oder löschbar, ohne dass es für alle Beteiligten ersichtlich ist. Gleichzeitig bringt das auch für die Nutzer der Software viele Vorteile mit sich: Alle können auf die gleichen Informationen zurückgreifen. D.h. wenn eine Näherei bereits im System hinterlegt ist, können auch alle anderen Modelabel, die auf diese Näherei in ihrer Lieferkette zurückgreifen, die bereits hinterlegten Informationen und Zertifikate nutzen. Daten müssen somit nicht mehrfach angelegt werden.

Gegründet wurde die retraced GmbH im Jahr 2019 von drei Schulfreunden: Philipp Mayer, Peter Merkert und Lukas Pünder. Philipp und Lukas wollten für ihre eigene nachhaltige Schuhmarke CANO die Nachverfolgung der einzelnen Produkte für ihre Kunden anbieten. Die Idee zur Blockchain-Software für die Modeindustrie war geboren. Mittlerweile beschäftigt das junge Unternehmen mit Hauptsitz in Düsseldorf achtzehn Mitarbeiter, die verteilt in der ganzen Welt leben und arbeiten. 45 Modelabel, darunter Ricosta, Boyish, Dawn Denim, Jyoti – Fair Works und Modissa und über 1600 Lieferanten nutzen die retraced Plattform. Für die Gründer soll es aber bei der Transparenz für den Kunden und der besseren Organisation der Lieferketten für die Modeindustrie nicht aufhören. Die Gründer haben schon weitere Ideen. Zum Beispiel Smart Contracts, also die Abbildung von Verträgen in der Blockchain. Darüber könnte z.B. eine erfolgreiche Lieferung automatisch die entsprechende Bezahlung auslösen.

retraced GmbH
Gründungsjahr 2019
Geschäftsführer Philipp Mayer, Peter Merkert und Lukas Pünder
Standort(e) Düsseldorf
Mitarbeiter 18

Fotonachweise: retraced GmbH / Udo Geisler